Gesundheitskompetenz betrifft bekanntlich das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden, um Einschätzungen vorzunehmen und alltägliche Entscheidungen über Krankenbehandlung, Prävention und Gesundheitsförderung zu treffen, die zum Erhalt oder zur Verbesserung der Lebensqualität im Lebensverlauf beitragen (Sørensen et al. 2012).
Dabei spielt das Umfeld der Menschen eine entscheidende Rolle – es kann den Zugang zu und die Nutzung von Gesundheitsinformationen erschweren oder erleichtern (Pelikan et al. 2023). Betriebe sind ein diesbezüglich sehr wichtiges Umfeld: Berufstätige Menschen verbringen einen erheblichen Teil ihres Lebens in der Arbeitswelt und haben dort auch mit unterschiedlichen Gesundheitsfragen zu tun.
In Österreich waren mit Stand 2023 etwa 74 Prozent der Bevölkerung erwerbstätig (Statistik Austria 2024). Das bedeutet, dass ein großer Teil der Menschen im Setting Arbeit mit Gesundheitsinformationen erreicht werden kann. Diese können etwa Fragen des Arbeitnehmer:innenschutzes, des Betrieblichen Eingliederungsmanagements, oder Angebote der Betrieblichen Gesundheitsförderung, der Arbeitsmedizin und Arbeitspsychologie betreffen. Durch leicht zugängliche, verständliche und anwendungsorientierte Gestaltung der entsprechenden Informationen können Betriebe die Gesundheitskompetenz der Beschäftigten unterstützen.
Orientiert an der obigen Definition von Gesundheitskompetenz, können Betriebe an vier Aspekten von Gesundheitsinformationen ansetzen: Finden, Verstehen, Bewerten und Anwenden.
Finden: Der Zugang zu Gesundheitsinformationen kann z.B. durch einen internen Gesundheits-Newsletter, eine Informationsseite im Intranet oder arbeitsmedizinische Vorträge erleichtert werden.
Verstehen: Gesundheitsinformationen sollten klar, verständlich und zielgruppenorientiert sein. Das bedeutet: einfache Sprache, alltagstaugliche Formulierungen und ausreichend Zeit für Gespräche über Gesundheitsthemen.
Bewerten: Vertrauenswürdige Gesundheitsinformationen enthalten Quellenangaben, Veröffentlichungs- und Aktualisierungsdaten sowie eine ausgewogene Darstellung von Vor- und Nachteilen.
Anwenden: Gesundheitsinformationen sollten praxisnah aufbereitet werden – mit konkreten Anleitungen, kleinen Umsetzungsschritten und Anregungen, die beispielsweise im Arbeitsalltag umgesetzt werden können.
Mehr Informationen zum Erstellen und Bewerten von Gesundheitsinformationen finden Sie in den Kriterien für Gute Gesundheitsinformationen und in der Checkliste Gute Gesundheitsinformation der Österreichischen Plattform für Gesundheitskompetenz (ÖPGK) (ÖPGK 2020a).
Auch die Unternehmenskultur spielt eine große Rolle für die Gesundheitskompetenz im Betrieb. Führungskräfte können durch eine wertschätzende Haltung gegenüber Gesundheitsthemen, durch Transparenz und durch das Einräumen von Zeit für gesundheitsrelevante Anliegen entscheidend dazu beitragen, dass Gesundheitsinformationen nicht nur verfügbar sind, sondern auch angewendet werden. Gesundheitskompetenz kann einfach und wirkungsvoll in das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) bzw. in die verschiedenen Phasen der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) integriert werden. Wie dies gelingen kann, zeigt beispielsweise der Leitfaden „Betriebe für Gesundheitskompetenz“ (Birgmann 2020).
Ein Selbsteinschätzungsinstrument der ÖPGK kann darüber hinaus dabei unterstützen, zu erheben, wie viel Gesundheitskompetenz Sie bereits in Ihrem Betrieb umsetzen (ÖPGK 2020b).
Wenn Sie bereits Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitskompetenz umsetzen oder planen, könnte eine Mitgliedschaft in ÖPGK für Sie interessant sein. Dort finden Sie wertvolle Ressourcen, Vernetzungsmöglichkeiten und Unterstützung für Ihre Gesundheitskompetenzmaßnahmen.
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
Dr.in Christina Dietscher | Vorsitzende der Österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz
Gesundheit Österreich GmbH
Mag.a Dr.in Lisa Gugglberger | Senior Health Expert | Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Gesundheitssystem
Quellenangaben
Birgmann, Richard (2020): Betriebe für Gesundheitskompetenz! Gesundheitsinformationen finden, verstehen, beurteilen und anwenden. Ein Leitfaden, um gesunde Entscheidungen in der Lebenswelt Betrieb zu erleichtern. Institut für Gesundheitsförderung und Prävention (IfGP), Graz, Wien, Linz.
ÖPGK (2020a): Checkliste Gute Gesundheitsinformation. Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz, Gesundheit Österreich, Wien.
ÖPGK (2020b): Gesundheitskompetenz im Betrieb: Selbsteinschätzung und Maßnahmenplan. Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK), Wien.
Pelikan, Jürgen M.; Dietscher, Christina; Straßmayr, Christa (2023): Organisationale Gesundheitskompetenz: Überblick. In: Gesundheitskompetenz. Hg. v. Rathmann, K. et al. Springer, Berlin - Heidelberg. S. 1-S. 17.
Sørensen, K.; Van den Broucke, S.; Fullam, J.; Doyle, G.; Pelikan, J.; Slonska, Z.; Brand, H. (2012): Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and models. In: BMC Public Health 12/80:doi.org/10.1186/1471-2458-1112-1180.
Statistik Austria (2024): Erwerbstätige - Merkmale https://www.statistik.at/statistiken/arbeitsmarkt/erwerbstaetigkeit/erwerbstaetige-merkmale [online] [Zugriff am 10.03.2025].